Die Verlierer von Olympia 2016 in Rio de Janeiro
Absteiger Brasilien
Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind
Kurz vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro durchlebt Brasilien die tiefste Krise seiner jüngeren Geschichte. Sinkendes Wirtschaftswachstum, Skandale und Korruption schockieren das Land.
Doch es sollte ganz anders kommen. Die weltweite Wirtschaftskrise erreicht auch Brasilien. China fragt weniger Rohstoffe nach, der Ölpreis sinkt und die regierende Arbeiterpartei hat es versäumt die Wirtschaft zu modernisieren.
Zwar haben da Silva und seine Nachfolgerin Rousseff mit milliardenschweren Sozialprogrammen rund 30 Millionen Brasilianer aus bitterer Armut befreit. Doch fehlende Reformen in der Bürokratie, in der Infrastruktur und dem Rentensystem holen Brasilien heute ein: ein Minuswachstum von 3,8 Prozent im vergangenen Jahr, die Inflationsrate liegt bei über 10 Prozent und Millionen Brasilianer haben ihren Job verloren.
Interimspräsident Temer soll es nun richten. Doch er präsentierte ein Kabinett, das ausschließlich aus weißen Männern besteht. Keine Frauen, keine Schwarzen. Es ist die alte, konservative Elite, die im 200 Millionen Einwohner zählenden Schmelztiegel Brasilien wieder nach der Macht gegriffen hat.
Ein Reformschub ist dringend notwendig. Das Gesundheitssystem liegt am Boden. Das Zika-Virus hat Brasilien kalt erwischt. In den staatlichen Krankenhäusern fehlt es an Geräten und Kapazitäten.Nicht besser sieht es bei der Bildung aus.
Ein Lehrer an einer staatlichen Schule verdient umgerechnet keine 600 Euro im Monat. In den Gebäuden bröckelt der Putz, und die Dächer sind undicht. In vielen Schulen in Rio de Janeiro findet seit März kein Unterricht statt, weil die Lehrer streiken. Schüler besetzen ihre Schulen, um für bessere Lernbedingungen zu demonstrieren.
Gewalt und Kriminalität steigen in weiten Teilen Brasiliens wieder an. Auch in Rio de Janeiro gibt es mehr Überfälle und mehr Morde. Die sogenannte Befriedung von rund 40 Favelas vor der Fußball-WM 2014, mit der die Drogengangs vertrieben und eine feste Polizeipräsenz installiert werden sollte, hat nicht den erhofften Durchbruch gebracht. In vielen dieser Armenviertel gehen Gewalt und Drogenhandel weiter.
Der Sicherheitssekretär von Rio de Janeiro bestätigte dem ZDF im Interview, dass der Anstieg der Kriminalitätsstatistik auch mit der Wirtschaftskrise zusammenhänge. Dem Bundesstaat Rio de Janeiro stehen weniger Finanzmittel zur Verfügung, insgesamt sind weniger Polizisten als bisher auf der Straße.
Der Sicherheitssekretär von Rio de Janeiro bestätigte dem ZDF im Interview, dass der Anstieg der Kriminalitätsstatistik auch mit der Wirtschaftskrise zusammenhänge. Dem Bundesstaat Rio de Janeiro stehen weniger Finanzmittel zur Verfügung, insgesamt sind weniger Polizisten als bisher auf der Straße.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen