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Samstag, 17. Januar 2015

Die Açai-Frucht *** Der Sorbet-Renner in Rio de Janeiros Snackbars


Die Açai-Beere:
Vom Arme-Leute-Essen zum Trend-Snack


Samstag, 17. Januar 2015, 16:48 Uhr

Anne Herrberg

Bildlegende:Wird immer mehr zu Luxus-Beere: die Açai-Beere. REUTERS
Seit Jahrhunderten wird am Amazonas Açai gegessen. Nun ist auch der Rest der Welt auf die blaue, vitaminreiche Beere aufmerksam geworden. Das hat einige reich gemacht. Und anderen ein Grundnahrungsmittel geraubt.

Eine geflieste Wand, vor der sich Berge von exotischen Früchten stapeln. Eine Glasvitrine, hinter der Drängelnde mit Geldscheinen wedeln und ihre Bestellungen aufgeben, alle durcheinander rufend. Die Kellner verstehen sie trotzdem. Denn meist bestellen sie ohnehin Açai: ein dunkelviolettes Sorbet aus der Beere einer Amazonaspalme. Mit viel Sirup oder Zucker gesüsst ist es der Renner in Rio de Janeiros Snackbars. Es sei gesund, vitamin- und nährstoffreich, meint Barbesitzer Antonio. Und das Wichtigste: «Es geht weg wie nichts, keine Snackbar kommt heute ohne Açai aus.» Und mittlerweile wird auch in den USA und Europa Açai als Energiespender und Schlankmacher verkauft.

Ein Geschäft, das grosse Früchte trägt

Deswegen ist 2500 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro, auf dem Hafenmarkt der Amazonasstadt Belém, schon um drei Uhr morgens die Hölle los. Dutzende Schiffe liegen an der Mole. Trotz der kühlen Brise am Morgen schwitzen die Träger schon, schleppen im Akkord Bastkörbe an Land, die bis zum Rand mit blaubeergrossen Beeren gefüllt sind. Es ist ein hektisches Gewusel und Feilschen.
Mittendrin gähnt Joao Arnaldo zufrieden und zählt Geldscheine. Seit 35 Jahren ist er jeden Morgen hier auf dem Markt. Doch in den letzten zehn Jahren hat sich alles verändert: «Früher wurde Açai nur hier in der Region verkauft, wir bekamen unsere Körbe kaum los – doch nun wird exportiert und wir haben eher zu wenig Ware, nichts bleibt übrig», erinnert sich der Mulatte mit breiten Schultern und breitem Lachen. 
«Dollar», so nennen sie ihn hier, er ist nur einer von Dutzenden neuer Açai-Barone. Denn seit 2005 wird die Palmfrucht exportiert. Der Preis pro Korb liegt je nach Saison zwischen 50 und 150 Franken: Rund 100 Körbe hat Dollar allein heute verkauft.

Wohlstand im Amazonas-Gebiet

Ein Mann mit einem Busch voller Açai-Beeren.Bild in Lightbox öffnen.
Bildlegende:Beeren pflücken ist harte Arbeit: Der Pflücker Antonio. ANNE HERRBERG
Die Anbaugebiete liegen auf den Inseln im Amazonasdelta vor Belém. Dort hat Açai Wohlstand in die Ufergemeinden gebracht: Die Pfahlbauten scheinen frisch renoviert. Vor vielen ankert ein neues Boot. In den meisten Wohnzimmern glänzt heute ein moderner Kühlschrank und ein Plasmabildschirm.
Die Urwälder im Hinterland werden täglich von der Flut des Flusses bewässert, perfekte Anbaubedingungen für die Açai-Palmen. Sieben bis zwölf Meter müssen Pflücker an den dünnen Stämmen hinauf zur den Rispen in den Wipfeln klettern – das ist beschwerlich, aber ein gut bezahlter Job. Pflücker wie Edinilson, ein einziges Muskelpaket, kommen jeden Tag aus der Stadt hierher: «Einmal schon bin ich runtergefallen und habe mir einige Knochen gebrochen, aber gut, dafür muss man nie ins Fitnessstudio gehen», ruft er aus der Baumkrone.

Von der Arme-Leute- zur Reichenfrucht

Wieder unten zieht er die Rispen ab, die Körbe füllen sich. Später werden sie gewaschen, ausgekocht, ausgepresst. Die Suppe wird nicht wie in Rio de Janeiro tiefgefroren und gesüsst gegessen. Marcelo Viera verzieht schon beim Gedanken daran das Gesicht. Der Fischer mit dem sonnenverbrannten Gesicht erzählt, dass schon die Indigenen der Region Açai assen. Und zwar zu frittiertem Fisch, zu dem höchstens noch Maniokmehl serviert wird.
Marcelo lebt 700 Kilometer aufwärts des Amazonas nahe der Stadt Santarém. Er hat keine Acker, kein Waldstück, keine Plantage mit Açai. Deswegen ist die Palmfrucht für ihn zum Luxusgut geworden. Er könne sich nur noch selten einen Liter leisten, sagt er. Aufgrund der Exporte ist der Preis sehr gestiegen: ein Liter Açai, früher für ein oder zwei Franken zu haben, kostet heute bis zu sechs Franken. Dann zwinkert er: Es gebe tiefer im Wald eine Beere, die ganz ähnlich schmecke, deren Namen würde er den Medien aber nicht verraten.


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